marschlaender paar
vierlaender paar
gemuese

eindeichEindeichung der Vier- und Marschlande im Mittelalter

lorichsDie Elbkarte des Melchior Lorichs von 1568 mit dem Ochsenwerder Spieker (roter Kreis)

flut1962Deichsicherung in Ochsenwerder während der Flut 1962

ochsenwerderin Frauen in Ochsenwerder Tracht um 1850 auf dem Markt

marschbahnhofOchsenwerder Bahnhof der Marschbahn 1929

feldmuehleFeldentwässeruungsmühle ungefähr dort, wo sich heute die Sparkasse befindet

kirche und leichenhalle

kirche pastorat und brackSt. Pankratius Ochsenwerder mit Pastorat in aktuellen Aufnahmen

oortkatenseeHohendeicher See

Wissenswertes über Ochsenwerder mit Tatenberg und Spadenland

Das Kirchspiel Ochsenwerder liegt im Südosten Hamburgs - in den Vier- und Marschlanden. Es gehört zum Bezirk Bergedorf und besteht aus den Orten Ochsenwerder, Tatenberg, Spadenland und Moorwerder. Obwohl Moorwerder verwaltungstechnisch mittlerweile zum Bezirk Harburg gehört, ist es kirchlich noch an Ochsenwerder angeschlossen.

Allgemeine Geschichte

Das Kirchspiel Ochsenwerder besteht aus den Orten Ochsenwerder, Tatenberg, Spadenland und Moorwerder. Bereits 1142 wurde der heutige Ort Ochsenwerder unter dem Namen "Ameneberg" erstmals urkundlich genannt. Bald darauf begann man mit der Erstbedeichung. 1244 erschien erstmals der Name eines Ochsenwerder Pfarrers in der urkundlichen Überlieferung. Das ist ein Indiz dafür, dass der Ort nun kultiviert war und bereits eine Kirche hatte. 1253 tauchte der heutige Name Ochsenwerder, damals "Oswerthere", erstmals urkundlich auf.

Tatenberg wurde 1315 erstmals urkundlich unter dem Namen "Tadekenberghe" erwähnt. Es war ursprünglich getrennt von Ochsenwerder bedeicht, da ein Priel, der "Binnen Rehden", die Orte voneinander trennte. Die Zusammendeichung erfolgte erst 1630. Die erste Erwähnung Moorwerders erfolgte 1371. Den Einwohnern Ochsenwerders wurde erlaubt die Insel zu bedeichen und beackern, jedoch ohne den Bau von Häusern. Das gleiche galt für den Inwerder, der als das spätere Spadenland angesehen wird, das unter seinem heutigen Namen erst 1465 erstmals erscheint.

In der Anfangszeit der Besiedelung verursachten immer wieder Sturmfluten starke Schäden und Verwüstungen an den neu eingedeichten Gebieten, die für den Grafen von Holstein (damals Landesherr) immmer mit hohen Kosten verbunden waren. So kam es am 23. April 1395 zum Verkauf des Ochsenwerders an die Stadt Hamburg.

Nachdem Hamburg in den Besitz des Ochsenwerders und somit an die Elbherrschaft gekommen war, galt es für die Stadt, Land und Fluss zu sichern. So enstand spätestens im 15. Jahrhundert ein "Spieker" im Bereich des heutigen Gauerter Hauptdeichs, direkt gegenüber der Bunthäuser Spitze. Das Gebäude diente der Stationierung einer Wachmannschaft, der Lagerung des Zehntenkorns und hatte Räume für den Landherrn. Hier wurde auch über die Sicherung des Stapelrechts gewacht. Anfang des 17. Jahrhunderts verschwand der Spieker. Für die Verwaltungsangelegenheiten der Marschlande setzte Hamburg im Jahre 1461 die "Landherrenschaft der Marschlande" ein, der ein Senator als "Landherr" vorstand. Er hatte die uneingeschränkte Macht über die Landesteile und übte auch die Rechtsprechung aus.

Fluten

Der größte Feind der Marschlande und somit auch Ochsenwärders war das Wasser. Seit der Eindeichung gab es immer wieder große Sturmfluten mit Deichbrüchen, von denen heute noch die zahlreichen Bracks zeugen. Nähere Aufzeichnungen über die Folgen der einzelnen Fluten im Ochsenwerder existieren erst seit dem 17. Jahrhundert. Besonders schwere Schäden erlitt das Kirchspiel demnach durch die Fluten in den Jahren 1660, 1661, 1662, 1717, 1756, 1771, 1791, 1792, 1825, 1855 und 1861. Menschen und Vieh ertranken, die Häuser wurden zerstört oder stark beschädigt und die Ernte wurde vernichtet. Oft blieb das Wasser über mehrere Wochen im Land. Es kam zu Nahrungsknappheit und Verschuldungen. Bei der großen Flutkatastrophe am 16./17. Februar 1962 konnte die Ochsenwerder Deichlinie mit großer Mühe gehalten werden.

Durch den Bau der Reitschleuse 1924 und der Tatenberger Schleuse1952, wurden Dove- und Gose-Elbe tidefrei und die Deichlinie hatte keinen Wehrcharakter mehr. Die letzte große Deichbaumaßnahme war der Bau des neuen Hauptdeichs nach der Flut 1962, der den Abbruch diverser Gebäude am alten Elbdeich erforderte. Um die Jahrtausendwende wurde diese Deichlinie erhöht und stellenweise zurückgezogen (Spadenländer Spitze).

Kriege

Doch nicht nur unter dem Wasser hatten die Bewohner unseres Kirchspiels zu leiden. Auch feindliche Truppen drangsalierten die Einwohner. Den 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648 spürte man im Ochsenwerder kaum, doch 1649 besetzten die Schweden die Gegend und hausten auf den Bauernhöfen. Zur Zeit der "Bürgerlichen Unruhen" in Hamburg besetzten die Celler von Januar bis April 1686 die Vierlande, Ochsenwerder, Tatenberg, Spadenland und Bergedorf. Moorwerder war sogar von Januar 1685 bis September 1686 unter Celler Besatzung. Die Bevölkerung hatte stark unter den Einquartierungen zu leiden. Die schlimmste Zeit war jedoch die "Franzosenzeit" von 1806 bis 1814. In Ochsenwerder, Tatenberg, Spadenland und Moorwerder gab es nicht nur große Zahlen von Einquartierungen, auch das Land wurde völlig ausgebeutet. Zudem waren die Orte in den Jahren 1813/14 direktes Kampfgebiet. Zeitweilig waren mehr als 100 Soldaten in einem Haus einquartiert und mussten von den Einheimischen verpflegt werden. Im Ochsenwerder herrschte bei Kriegsende unbeschreibliches Leiden. Die Bevölkerung war verarmt. Alle Pferde waren weg. Es gab kein Korn mehr. Deiche, Dämme, Schleusen und Brücken waren stark beschädigt und die Felder versumpft. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebiet unseres Kirchspiels bei 22 Luftangriffen getroffen, die große Schäden verursachten und 40 Menschen ums Leben brachten.

Erwerb

Trotz aller Fluten und Kriege gab man im Ochsenwärder nie auf. Während früher hauptsächlich Getreide für Hamburg angebaut wurde, entwickelte sich langsam der Gemüsebau, der einen zunehmenden Wohlstand brachte. Per Schiff wurden die Waren zum Hamburger Markt transportiert und dort verkauft. Nach der Franzosenzeit überflügelte der Gemüsebau den Getreideanbau bei weitem. Fortschritt und Technik setzten ein und das Kirchspiel entwickelte sich zu einem Teil des "Gemüsegarten Hamburgs". Das Kirchspiel Ochsenwerder wird noch heute durch seinen landwirtschaftlichen Charakter geprägt. Vorherrschend ist der traditionelle Gemüseanbau, der durch die Blumenzucht ergänzt wurde. Einige Betriebe haben auf Bioproduktion umgestellt.

Verkehr

Fortschritt und Technik sind die Schlagworte, die zu den erheblichen Veränderungen in den letzten beiden Jahrhunderten führten. Von den einst elf Fähren im Kirchspiel existiert heute keine mehr. Man ersetzte sie durch Brücken und die fortschreitende Motorisierung machte es möglich, weitere Wege in Kauf zu nehmen. Noch bis in unser Jahrhundert hinein waren die Wasserwege die wichtigsten Verkehrsverbindungen, denn ein Wegenetz war so gut wie nicht vorhanden. Um dem zunehmenden Kraftfahrzeugverkehr Herr zu werden, mussten die vorhandenen Wege ausgebaut und neue angelegt werden. Diese Arbeiten wurden um 1920 ernsthaft in Angriff genommen. Das Industriezeitalter brachte auch den Bau der Marschbahn mit sich, die von 1928 bis 1952 die Strecke Geesthacht - Billbrook befuhr. Im Gebiet des Ochsenwärders gab es drei Bahnhöfe.

Feldentwässerung

Ein Segen war der Bau der Ent- und Bewässerungsanlage mit dem Pumpwerk am Ochsenwerder Norderdeich im Jahre 1924. Erstmals konnte das Land zweckmäßig ent- und bewässert werden. Die vorher so zahlreich vorhandenen, für Ochsenwerder typischen Feldentwässerungsmühlen, die ohne Wind und bei hohem Oberwasser nicht arbeiten konnten, verschwanden aus dem Landschaftsbild. Um 1880 gab es im Kirchspiel noch 39 Entwässerungsmühlen, heute ist nur noch eine vorhanden. Sie befindet sich im Freilichtmuseum Rieck-Haus in Curslack und stammt vom Ochsenwerder Norderdeich.

Kirche

Heute leben ca. 3.200 Menschen in Ochsenwerder, Tatenberg und Spadenland. Obwohl Moorwerder mittlerweile zum Bezirk Harburg gehört, ist es kirchlich noch an Ochsenwerder angeschlossen. Die Kirche ist die St. Pankratiuskirche am Alten Kirchdeich in Ochsenwerder. Die heutige Kirche ist die dritte Kirche Ochsenwerders. Die erste befand sich vermutlich an anderer Stelle, eventuell in der Ochsenwerder Freiheit. Sie fiel Fluten zum Opfer. 1332 wurde die zweite Kirche errichtet. Man baute sie auf die heutige, flutfreie Stelle, einen Hügel, im Volksmund Avenberg genannt. Die jetzige Kirche stammt aus den Jahren 1673/74 und enthält noch Inventar aus der zweiten Kirche, wie z.B. den farbenprächtigen Altar von Hein Baxmann aus dem Jahre 1633. Auch die Kanzel ist sehenswert und wird Hein Baxmann zugeschrieben. Besonders erwähnenswert ist die Orgel aus dem Jahre 1708, ein Werk des Orgelbaumeisters Arp Schnittger. Der heutige Turm stammt aus dem Jahre 1740. Bis dahin hatte man auch in Ochsenwerder einen hölzernen Glockenturm.
Gegenüber der Kirche befindet sich das Pastorat, ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1634. Bis 1945 schloss sich ein reetgedeckter Wirtschaftsteil an den heutigen Kopfteil an, der bei Bombenangriffen zerstört wurde. Die Kirche mit Pastorat und davorliegendem Brack bilden ein malerisches Ensemble und stehen unter Denkmalschutz.

Ochsenwerder heute

Ochsenwerder ist heute als Naherholungsgebiet weithin bekannt. Zu tausenden besuchen Erholungssuchende den Hohendeicher See - auch bekannt als Oortkatensee - um ihre Freizeit mit Surfen, Angeln oder Baden zu verbringen. Der ehemalige Bahndamm der Marschbahn lockt zum Radfahren, Spazierengehen oder Skaten in der Natur. Er ist überdies Bestandteil des Elberadweges. Auch Yachthäfen, Kleingartenvereine, Dauercampingplätze und ein Swingolfplatz sind für die Hamburger Naherholung entstanden.

Statistische Daten

  Ochsenwerder Tatenberg Spadenland Gesamt
Fläche 14.1 3,1 3,4 20,6
Bevölkerung 2298 504 413 3215
Einwohner / qm 163 162 122 149
Wohngebäude 585 137 98 820